Warum will ich malen?

Während gut 60 Jahren benutzte ich als Architekt berufsbedingt Bleistift, Feder, Dreieck und Reissschiene oder Computer-CAD zum Zeichnen.

Für den professionellen Architekten ist das Zeichnen an sich, nebst dem Modellbau, das einzige und wichtigste Medium zur Darstellung seiner Zielvorstellungen und Gestaltungsideen, wie auch zum Dialog mit Bauherr, Handwerkern und Baukommissionen. Ein Hilfsmittel zur Motivations- und Überzeugungsarbeit.

Dieser Prozess seiner Alltagsbeschäftigung ist generell sehr zeitaufwendig und nur mit dem Einsatz technischer Hilfsmittel (Reissschiene, Computer-CAD) zu bewältigen.

Berufliches Zeichnen war weitgehend Pflichtübung, verbunden mit Zwang zu höchster Präzision und viel Überzeugungskraft. Aber erläuternde Freihandzeichnungen machten mir doch mehr Freude.

Genau diesem Umfeld versuche ich heute, nach Aufgabe der beruflichen Tätigkeit, zu entfliehen.

Malen also als Befreiungsakt, als Spiel mit freier Improvisation und ohne Zwang zu technischen Hilfsmitteln. Ich muss auch keinen Betrachter, Fachmann, Kritiker oder Skeptiker überzeugen und auch keine Baukommission.

Mit Linien, Flächen, Farben und Strukturen, aber auch mit Zeichen und Symbolen versuche ich jetzt, meinen Gedanken und Impressionen Ausdruck zu geben.
Zum Naturabmalen habe ich allerdings wenig Lust. Meine Bilder sind deshalb weitgehend ungegenständlich, konstruktivistisch-abstrakt.
Auf eine Annäherung an eine gängige Stilrichtung wird bewusst verzichtet. Die Beeinflussung durch modernere ältere oder neuere Tendenzen ist dagegen unverkennbar (Bill, Klee, Feininger, Baumeister u.a.).

Die vorliegenden Abbildungen sind nicht chronologisch, sondern nach formalen Kriterien geordnet. Eine allfällige gestalterische Entwicklung seit der Anfangsphase (2005) ist einzig aufgrund der Ausführungsdaten nachvollziehbar.
Die Titel sind selten vorgefasst. Sie entstehen erst nach der persönlichen Auseinandersetzung mit dem fertigen Werk. Sie sind also recht zufällig und könnten jederzeit anders lauten.

Die Interpretation eines abstrakten Bildes bleibt ohnehin immer dem Denkprozess und der Fantasie des Betrachters überlassen.


Schlusswort

Dem Betrachter der vorliegenden Sammlung von Bildern fehlt möglicherweise eine durchgehend spürbare Linie, die ein Ziel anvisiert – ein roter Faden.

Dazu ist festzuhalten, dass alle gezeigten Werke jeweils ohne vorgefasste Absicht spontan aus der momentan vorhandenen Gestaltungs- und Mallust – aus einer «Mal-Laune» heraus – entstanden sind. Immer gefärbt von der persönlichen aktuellen Gefühls- und Erlebnissituation: Heute rot und blau, morgen grün und gelb, eckig oder rund, und eine Stunde später schon wieder übermalt oder zum Trocknen weggestellt. So kann natürlich keine Linie entstehen.

Erst mit einer systematischen Auswahl und mit klar umrissenen Kriterien könnte eine solche spürbar gemacht werden. Das war meines Erachtens weder wünschbar noch nötig.